Lies das folgende Kapitel aus dem Roman »Spukhafte Fernwirkung« und nimm es als Ausgangspunkt für deinen eigenen Text. Durch Klick auf den Button hat du viermal die Möglichkeit einen neuen Textausschnitt anzufordern.
Eine zweite Patientin wird in Zimmer 45 gerollt. Die Hälfte ihres Gesichts ist in einen strahlend weißen Verband gewickelt. Ein Bein ist eingegipst, es liegt in einer Schiene, die wie ein Förderband nach oben führt. Es sieht aus, als ob das Bein ganz alleine zur Zimmerdecke hochmarschieren möchte. Der Rest des Körpers ist unsichtbar. Obwohl Denise nichts von der Patientin erkennen kann, weiß sie, dass es eine junge Frau ist. Woher weiß ich das, fragt sich Denise.
Dass zwei Geraden parallel zueinander sind, bedeutet nichts anderes, als dass sie in derselben Ebene liegen und keine ge- meinsamen Punkte haben, es bedeutet nicht, dass sie überall den gleichen Abstand haben.
Lars weiß nicht, was diese Frau eigentlich von ihm will, und beschließt erst einmal gar nichts zu sagen. Einerseits sieht sie ganz nett aus: In der Hand hält sie einen Schreibblock, auf dem in strenger Schrift Notizen in Spiegelstrichen stehen, sie hat ein freundliches Lächeln und neugierige Augen; ihr Haar ist zu einem geflochtenen Kranz am Hinterkopf zusammengefasst, wie auf Bildern seiner Mutter, auf denen sie sehr jung war, lange bevor
Lars auf die Welt kam. Lars kann die Fragen der Reporterin ebenso wenig beantworten wie die seiner Mutter: Wie gehts dir, was hast du erlebt, brauchst du etwas? Erst als sie ihn fragt, was er eigentlich einkaufen wollte, ist er in der Lage zu sprechen, und am Schluss ist er froh darüber. Die Reporterin weiß nämlich, wo es das Shampoo gibt. Ihr Freund benutzt dasselbe. Sie sagt dasselbe, aber das glaubt Lars kaum, dass der Freund dasselbe benutzt, also murmelt er das gleiche und sie lacht, ja genau das gleiche. Er sieht ihr hinterher, wie sie zu einem der Sanitäter geht, er sieht
den Sanitäter nicken und sie an der Schulter berühren. Auf der anderen Seite der Straße, die die Stadt wie eine Achse teilt, halten mehrere Busse hintereinander, spucken vereinzelte Menschen aus, die schüchtern Richtung Einkaufszentrum blicken. Lars überquert den großen Parkplatz und steigt am anderen Ende in einen Bus ein, es ist die 104. Vier Haltestellen weiter steigt er aus und geht zu Rossmann. Hier ist alles wie immer. Nur als er an der Kasse steht, sieht er in der Deckenkamera einen Mann mit einem weißen Verband am Kopf. Erst beim Rausgehen wird ihm klar, dass er das war.
Es ist ja, sagt Irma, nichts passiert, sie sagt es, als dürfe sie kein Wort zu viel sagen, und Valentina und Susana spüren, dass ihre Sachlichkeit absolut angemessen ist, denn Irma ist ja wirklich nichts passiert und gleichzeitig ist ihr das Schlimmste passiert, was man sich vorstellen kann, davor haben alle Angst, es ist eine latente Angst. Ein Albtraum, hat Valentina noch vor ein paar Minuten zu Susana gesagt, noch bevor sie mit Irma in Valentinas gemütlichem Büro zusammengekommen sind, um ein paar O-Töne von Irma zu bekommen für Online.
Du stehst unter Schock, sagt Susana, wahrscheinlich, ich glaube, sagt Irma, eigentlich nicht, es war halt eine seltsame Begegnung. Ziemlich seltsam, fügt sie hinzu und fragt sich, worin genau der Unterschied zwischen seltsam und ziemlich seltsam besteht. Seltsam ist immer ziemlich, denkt Irma, seltsam, und ärgert sich ziemlich über das Ziemlich, das ihr entwischt ist.
Wie sahen die denn aus, fragt Valentina und ihre Stimme ist plötzlich einen Halbton tiefer, als habe sich eine schnurrende Katze um ihren Hals gelegt, und Susana denkt, sie spricht wie Audrey Hepburn in Breakfast at Tiffany’s, wie eine Audrey Hepburn des 21. Jahrhunderts.
Wie Zombies, sagt Irma nach einem kurzen Moment des Nachdenkens und Susana lächelt unwillkürlich, Valentina verzieht den Mund zu einem Kichern, und auf einmal fühlt Irma sich besser als in den letzten Monaten, deutlich besser, sie hat sich, wenn sie ehrlich ist, schon während der Geiselnahme besser gefühlt, vielleicht ist, denkt sie, das ja tatsächlich der Schock.
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