Lies das folgende Kapitel aus dem Roman »Spukhafte Fernwirkung« und nimm es als Ausgangspunkt für deinen eigenen Text. Durch Klick auf den Button hat du viermal die Möglichkeit einen neuen Textausschnitt anzufordern.
Die Angst ist nicht zurückgekehrt. Seit Denise Zimmer 45 im vierten Stock bezogen hat, kann sie sich gar nicht mehr erinnern, wovor sie eigentlich Angst gehabt hat. Auch die Lichtheiler haben sie bisher nicht besucht. Denise stellt zu ihrer Verwunderung fest, dass sie die Lichtheiler nicht vermisst. Obwohl sie noch vor ein paar Tagen für sie durch die Hölle gegangen wäre. Aber das hätten die Lichtheiler gar nicht von ihr verlangt. Wie auf einem fremden Stern ist es hier in Zimmer 45 im vierten Stock und wenn Denise aus dem Fenster sieht, kann sie in einiger Entfer- nung die Lichtpakete sehen, die sie aus dem All an sie schicken. Denise hätte nie gedacht, dass alles so einfach ist, und erst jetzt versteht sie, dass die Lichtheiler genau das versucht haben, ihr klarzumachen. Dass alles einfach ist. Mit diesem Gedanken schläft Denise jeden Abend ein und mit diesem Gedanken wacht Denise jeden Morgen auf. Und mit dem Geruch von Kaffee und nach Gesundheit duftendem Krankenhausbett.
Patricia stellt sich vor, wie genau in dem Moment, in dem sie den letzten Löffel Apfel-Quark aus dem Schälchen kratzt, Ahri Shiwon, ihr Alter Ego in Nordkorea, damit beginnt, aus einem mehrere Meter hohen Kessel Milch in riesige Zentrifugen zu leiten, um die Milch in Molke und Käsemasse zu trennen. Aus der käsigen Masse entsteht Quark, die frische Molke wird in Tüten abgefüllt und tags darauf an nordkoreanische Kinder in der Unterrichtspause verteilt.
Der Apfel-Quark schmeckt wie selbstgemacht, aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass Patricia so einen Hunger hat. Sie hat seit gestern Nachmittag nichts mehr gegessen.
Maggie schreibt zwei Briefe, den ersten zart, den zweiten zornig. Karlo antwortet nicht. Es ist der erste große Liebeskummer in Margits Leben, und es wird der große Liebeskummer in Margits Leben bleiben, er dauert ein halbes Jahr und sie erholt sich nie so ganz von ihm. Sie kann den Schmerz nicht vergessen, der sich in ihr festgebissen hat und der sich bei jedem Versuch, sich von ihm zu befreien, nur noch tiefer in ihr Herzfleisch eingräbt. Nie wieder wird sie den Zweifel an sich selbst vergessen, der unweigerlich die Frage nach dem Sinn des Lebens nach sich zieht, die Frage nach der Daseinsberechtigung. Es muss ein Sinn des Lebens her, um dieser Frage etwas entgegenzusetzen. Es muss etwas Größeres als der Schmerz her, etwas, das größer ist als Margit und ihre Existenz.
Nicos erste Erinnerung an das Einkaufszentrum ist, dass er an der Hand seiner Mutter über den Flur A geht, dass alles gleich aussieht, aber nur auf den ersten Blick. In einem Geschäft gibt es Fleisch, im anderen Kleidung, es gibt Läden mit Büchern, mit Süßigkeiten, mit Lampen, mit Fahrrädern, mit Plüschtieren, es gibt Autos und Lokomotiven, in die man sich hineinsetzen kann, einen Elefanten, auf dem er gerne reiten würde, aber es kostet etwas, das geht nicht. Die Hand seiner Mutter hält ihn fest, er staunt, er empfindet Ehrfurcht, er ist dankbar, er weiß nicht genau, wofür. Außer Fleisch und ein Paar billigen Schuhen bei Intersport kaufen sie nichts, noch nicht einmal ein Eis bekommt er. Als er älter ist, kauft seine Mutter ihm Geodreiecke, Turnsachen und neue Jeans. Er geht jetzt nicht mehr an ihrer Hand, sondern trottet neben ihr her. Seine Mutter hat einen erstaunlich schnellen Gang, er würde lieber langsamer gehen. Nur ein einziges Mal hat sie ihm teure Adidas gekauft, das war im Sommer bevor er in die Realschule kam. Wenn er am Grab seiner Mutter steht, fühlt er nichts, nur wenn er an dem Sportgeschäft vorbeigeht, spürt er wieder ihre schweigsame Hand.
Meistens waren sie zuhause.
Gerade hat er sich mit seinem Vater im Eiscafé Diana getroffen, der Vater ist alt geworden, seine Haare sind schlohweiß, er schimpft auf die Jugend, auf die Ausländer und auf die Ärzte, er schlurft seinen Kaffee aus, dann geht er wieder, ohne ein einziges Mal gefragt zu haben, wie es Nico geht. Da Nico es nicht anders kennt, fällt ihm das nicht weiter auf. Er bleibt noch ein bisschen sitzen, dann steht er auf, geht zu Intersport und schaut sich verschiedene Sporttrikots an, Nike, Puma, Saucony, Adidas. Er nimmt zehn Trikots mit in die Kabine, obwohl nur drei erlaubt sind. Aber noch nie hat ihn jemand daran gehindert oder auch nur darauf angesprochen. Nach dem vierten Trikot schaut er auf sein Handy, das gepiepst hat.
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