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Lies das folgende Kapitel aus dem Roman »Spukhafte Fernwirkung« und nimm es als Ausgangspunkt für deinen eigenen Text. Durch Klick auf den Button hat du viermal die Möglichkeit einen neuen Textausschnitt anzufordern.

[ggT(F₁; F₁ ₁)=1]
Beschwerdemanagement

Was Menschen miteinander verbindet, ist nicht Emotion, sondern Information, und Information ist durchlässig, sie hat keine feste Form, sie ist inform. Im Moment ihrer Entstehung ist sie schon eine andere und im Moment ihrer Vermittlung ist sie wieder eine andere und im Moment ihres Verstehens ebenfalls; und so weiter. Und immer passt sofort alles zusammen, als wäre es Eintopf, und immer passt sofort nichts zusammen, als wäre es Eintopf. Der Vorläufer von Informationseintopf ist der Einzelhandel, das Werfen von Produkten aller Art auf den Markt, von Produkten, die alle gleich sind und dennnoch ist jedes einzelne Produkt unterscheidbar von den anderen, weil es eben Materie ist und haptisch. Information ist auch Materie, aber eben nicht haptisch. Information ist Gleichzeitigkeit, und warum ist Gleichzeitigkeit wichtig, weil sie den Tod relativiert. Das war in etwa das, was Patricia im Vorstellungsgespräch gesagt hat, und Valentina hat es sich gemerkt, weil es irgendwie poetisch war, und konnte auch die Geschäftsführung davon überzeugen, dass jemand, der sich für den philosophischen Background seiner Arbeit so interessiert wie diese Patricia und auch so daran interessiert ist sich auszudrücken, sehr wahrscheinlich auch daran interessiert ist, mit anderen Menschen aus anderen Abteilungen zu kommunizieren, und dass man mit diesem Schachzug langfristig sogar eine Stelle im abteilungsübergreifenden Beschwerdemanagement, dessen zentraler Schauplatz leider und schon seit Jahren, eigentlich von Anfang an, die IT ist, abbauen könne. Es werde Zeit, dass die IT im richtigen Leben ankommt, sagte Valentina, dass sie sozusagen haptisch wird, und Mr. Mchay warf ihr einen anerkennenden Blick zu, der sich auf die Wandlampe 30 Zentimeter über ihr fokussierte.

11:09 Uhr
Parallelen

Um viertel nach elf öffnet die Kantine erneut, damit sich die, die nicht zu Mittag essen werden, mit Wurstbroten, Veggiesnacks und Süßigkeiten eindecken können. Es gibt sogar Ovomaltine, Patricia liebt Ovomaltine, denn es ist das einzige Getränk, das explizit für Menschen wie sie hergestellt wurde: für geistig und körperlich Erschöpfte. Überhaupt mag sie Instantpulver, überhaupt alles, was aus Pulver besteht, denn Pulver ist nichts als eine ins Unendliche tendierende Anzahl an Partikeln, und nichts anderes als ein Partikel aus einer ins Unendliche tendierenden Anzahl ebensolcher ist auch Patricia, und sie ist es gerne, sie hat kein Interesse daran, sich als Individuum zu behaupten. Je mehr Partikel, desto fauler kann jedes einzelne sein. Für den Job in der Umschau hat sie sich nur deshalb beworben, weil die Adresse Hilbertstraße lautete, und ein bisschen hatte sie beim Bewerbungsgespräch darauf gehofft, eine unendliche Anzahl an Bewerbern anzutreffen, aber dann war sie die Einzige. Und tatsächlich ist sie auch die Einzige, die in der Kantine Ovomaltine kauft, an manchen Tagen sogar zwei, und im Dezember, wo Patricias Zuckerbedarf höher als gewöhnlich ist, bis zu vier am Tag. Am Ende jeden Monats verkauft die Kantine an die 20 bis 30 Ovomaltinen, zu viel, um das Produkt endgültig aus dem Sortiment zu nehmen. Nur im Juli, wenn Patricia ihre Familie in Guadalupe besucht, kauft niemand Ovomaltine, und seit Patricia in der Hilbertstraße arbeitet, stolpert der Controller der Kantine jedes Jahr im Juli über die Null in der Tabelle der Abverkäufe von Ovomaltine und empfiehlt, das Produkt wegen des niedrigen Kaufniveaus auszusortieren.

14:36 Uhr
Temma

Sie sind auf dem Weg zu Temma im Untergeschoss, er hat erst kürzlich eröffnet, viele Artikel ganz schön teuer, teurer als bei Aldi oder Edeka, vielleicht auch überteuert. Aber halt auch von deutlich besserer Qualität, und irgendwie herrscht eine andere Atmosphäre als im Normalo-Supermarkt, man ist unter sich, gleichzeitig hat man das Gefühl, das Tor zur Welt öffnet sich, es wird eine Verbindung zu einer übergeordneten Instanz hergestellt, die andere Supermärkte nicht herstellen. Vielleicht zeigt sich diese Instanz in nicht allen, aber doch in einigen Artikeln. Zum Beispiel, dass man Zimtstangen kaufen kann oder Kurkuma-Wurzeln oder gelbe Zucchini oder Pilze aus Griechenland, handgetrocknet in der Abendsonne der kretischen Messara-Ebene.

Sie haben den Einkaufskorb schon fast voll, sind schon fast an der Kasse, flanieren durch die Gänge, in denen es Biokekse, Fairtrade-Kaffee, Menstruationstassen und T-Shirts aus Biobaumwolle gibt, sie stehen an der Gemüsetheke und schnuppern, befühlen und betasten Äpfel (Gala), Möhren, Lauch und Zwiebeln und Gurken, sie wissen nicht, ob sie lieber ökologisch angebauten Merlot aus dem Friaul, aus Südfrankreich oder von der Mosel kaufen sollen, stellen Flaschen zurück ins Regal, die sie dann doch wieder in den Einkaufswagen legen, sie überlegen, wie so oft, ob es sich wirklich lohnt, elf Euro mehr für die luftgetrocknete Biosalami aus Ungarn auszugeben, merken aber schon beim Nachdenken darüber, dass sie sich einfach wohler fühlen bio statt nicht-bio einzukaufen, das muss ein gutes Jahr her sein, dass sie beim Aldi waren, oder beim Lidl, sie schauen kurz auf ihr Handy, ob jemand angerufen hat, ob sie abends zum Kino verabredet sind oder nur so, weil sie eben manchmal auf ihr Handy schauen, sie denken nichts Böses, als sie das Martinshorn hören, was sich aber schnell ändert, als sie sehen, wie ein Pulk aus Menschen den Flur entlangläuft, nein, rennt, und ihr Gesichtsausdruck verheißt nichts Gutes.


Der Bus hält direkt vor der Tür, hat Aylin erzählt, als Tahire sie zum letzten Mal gesehen hat. Das ist so krass da, es gibt drei Stockwerke, im oberen ist es immer leer, da sind die Handys, Elektro und Steine. Was für Steine, hat Tahire gefragt, aber Aylin hat die Schultern gezuckt, keine Ahnung, irgendwelche Steine halt. Und unten ist es immer voll, da sind die Sachen, die jeder braucht, Lebensmittel, Süßkram und Sonderangebote, da kaufen die Leute so viel Sonderangebote, wie sie tragen können, aber die taugen nichts und nächste Woche müssen sie wieder neue Sonderangebote kaufen.
Und in der Mitte?, hat Tahire gefragt und gelacht, Aylin ist immer so kritisch, überkritisch und genau, eine Streberin, haben sie in der Schule immer gesagt. Tahire mochte Aylin vom ersten Tag an, gerade das Streberhafte mag sie.
In der Mitte kannst du Kaffee aus Kapseln trinken, das ist jetzt total in, Kaffee mit Erdbeergeschmack oder Cola oder Vanille. Es gibt sogar Kaffee mit Whiskeygeschmack, ist das nicht krank? Das Geschäft mit den Whiskeykapseln hat Tahire nicht gefunden, aber das mit den Steinen, das stimmt. Im dritten Stock ist tote Hose.

Was interessiert dich an dieser Szene? Eine der Figuren? Der Ort? Ein bestimmtes Wort? Es kann auch sein, dass du ein Gefühl ausdrücken möchtest, eine Stimmung, die dich bewegt. Oder etwas, das du beobachtet hast und dich vielleicht schon länger beschäftigt.

Und noch etwas: Mach dir keine Sorgen um Grammatik und Rechtschreibung, etwaige Fehler werden von der 4. Perspektive korrigiert.

BEREIT?

Wo spielt deine Szene? Wähle einen Ort oder erfinde einen neuen. Du kannst auch Orte aus dem vorgeschlagenen Text nehmen.

Wer ist die Figur in deinem Text? Wähle eine Figur oder erfinde eine neue. Du kannst auch Figur(en) aus dem vorgeschlagenen Text nehmen.

Was mag deine Figur, was mag sie nicht? Wähle Vorlieben und Abneigungen aus oder denke dir selbst etwas aus, das zu deiner Figur passt. Du kannst dich auch vom vorgeschlagenen Text inspirieren lassen.

Was beschäftigt deine Figur, was ist ihr Problem? Wähle ein Problem aus der Liste aus oder erfinde ein neues.

Und nun nur noch zu dir: