Lies das folgende Kapitel aus dem Roman »Spukhafte Fernwirkung« und nimm es als Ausgangspunkt für deinen eigenen Text. Durch Klick auf den Button hat du viermal die Möglichkeit einen neuen Textausschnitt anzufordern.
Um viertel nach elf öffnet die Kantine erneut, damit sich die, die nicht zu Mittag essen werden, mit Wurstbroten, Veggiesnacks und Süßigkeiten eindecken können. Es gibt sogar Ovomaltine, Patricia liebt Ovomaltine, denn es ist das einzige Getränk, das explizit für Menschen wie sie hergestellt wurde: für geistig und körperlich Erschöpfte. Überhaupt mag sie Instantpulver, überhaupt alles, was aus Pulver besteht, denn Pulver ist nichts als eine ins Unendliche tendierende Anzahl an Partikeln, und nichts anderes als ein Partikel aus einer ins Unendliche tendierenden Anzahl ebensolcher ist auch Patricia, und sie ist es gerne, sie hat kein Interesse daran, sich als Individuum zu behaupten. Je mehr Partikel, desto fauler kann jedes einzelne sein. Für den Job in der Umschau hat sie sich nur deshalb beworben, weil die Adresse Hilbertstraße lautete, und ein bisschen hatte sie beim Bewerbungsgespräch darauf gehofft, eine unendliche Anzahl an Bewerbern anzutreffen, aber dann war sie die Einzige. Und tatsächlich ist sie auch die Einzige, die in der Kantine Ovomaltine kauft, an manchen Tagen sogar zwei, und im Dezember, wo Patricias Zuckerbedarf höher als gewöhnlich ist, bis zu vier am Tag. Am Ende jeden Monats verkauft die Kantine an die 20 bis 30 Ovomaltinen, zu viel, um das Produkt endgültig aus dem Sortiment zu nehmen. Nur im Juli, wenn Patricia ihre Familie in Guadalupe besucht, kauft niemand Ovomaltine, und seit Patricia in der Hilbertstraße arbeitet, stolpert der Controller der Kantine jedes Jahr im Juli über die Null in der Tabelle der Abverkäufe von Ovomaltine und empfiehlt, das Produkt wegen des niedrigen Kaufniveaus auszusortieren.
Wie kommt es eigentlich, dass man Tote verbrennt und die Asche in den Wind verstreut, fragt sich Herr Brinkmann, seit er diese Sendung im Fernsehen gesehen hat, aber noch bevor er die Antwort erfahren hat, ist er eingeschlafen, und seitdem befindet er sich in einer Endlosschleife mit der Frage.
Zum Glück kann Marius heute früher Schluss machen, er hat einen halben Tag Urlaub genommen, weil seine Mutter zu Besuch ist. Obwohl seine Mutter nichts Unvernünftiges anstellt, ist er irgendwie misstrauisch ihr gegenüber. Er kann gar nicht sagen, was es ist, aber sie wirkt auf ihn irgendwie unberechenbar, das war schon immer so. Seine Mutter ist nicht wie andere Mütter, und Marius hat sich daran gewöhnt, er hatte 23 Jahre lang Zeit, sich daran zu gewöhnen. Sie übernachtet auf einer Luftmatratze in seiner Küche, die Luftmatratze hat sie selbst mitgebracht. Am Morgen hat sie noch geschlafen, Marius hat eine Kanne Kaffee in der Frenchpress zubereitet, nach dem Duschen hat er sich eine Tasse eingeschenkt und ist wieder in sein Schlafzimmer gegangen. Seine Mutter ist nicht wach geworden, das kommt ihm noch immer etwas komisch vor. Sie hätte zumindest kurz die Augen öffnen und guten Morgen, ich bin noch müde, sagen können. Aber nichts. Sie tat einfach so, als schliefe sie. Oder sie schlief wirklich. Bevor er ging, hat Marius den restlichen Kaffee in eine Warmhaltekanne gefüllt, die er extra für ihren Besuch gekauft hat.
Maggie schreibt zwei Briefe, den ersten zart, den zweiten zornig. Karlo antwortet nicht. Es ist der erste große Liebeskummer in Margits Leben, und es wird der große Liebeskummer in Margits Leben bleiben, er dauert ein halbes Jahr und sie erholt sich nie so ganz von ihm. Sie kann den Schmerz nicht vergessen, der sich in ihr festgebissen hat und der sich bei jedem Versuch, sich von ihm zu befreien, nur noch tiefer in ihr Herzfleisch eingräbt. Nie wieder wird sie den Zweifel an sich selbst vergessen, der unweigerlich die Frage nach dem Sinn des Lebens nach sich zieht, die Frage nach der Daseinsberechtigung. Es muss ein Sinn des Lebens her, um dieser Frage etwas entgegenzusetzen. Es muss etwas Größeres als der Schmerz her, etwas, das größer ist als Margit und ihre Existenz.
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